
“Samoskworetschje habe ich bei meinem letzten Moskau-Aufenthalt als Basis gewählt. Für dieses Viertel sprechen v.a. die zentrale Lage: südlich der Moskwa gelegen, kann man in 15-20 Minuten zu Fuß bequem den roten Platz erreichen, und auch wichtige Sehenswürdigkeiten wie die Tretjakow-Galerie, am östlichen Rand der Gorki-Park und die neue Tretjakow-Galerie, im Norden der Bolotnaya-Platz und das hippe Gelände der ehemaligen Schokoladenfabrik Roter Oktober liegen in diesem Stadtteil.
Ein weiterer Pluspunkt ist der im positiven Sinne kleinstädtische Charakter des Viertels: überwiegend flache Bürgerhäuser mit pastellfarbenen Fassaden, eine alte Straßenbahnlinie, viele nette Cafés und Restaurants mit Außenterrassen, mehrere Fußgängerzonen, viele Kirchen (insbesondere die wunderschöne dunkelrote barocke Kirche des Heiligen Clemens auf dem Klimentowskij Pereulok). Nach langen und teilweise anstrengenden Tagestouren fühlte ich mich in diesem beschaulichen und dennoch gerade im Hochsommer sehr lebendigen Viertel abends immer ‘wie zuhause’.
Wenn man Moskau kostenlos von oben genießen will, bietet sich ein Abstecher in das Detski Mir – das größte Moskauer Kaufhaus für Kinderspielwaren (fast direkt an der Metrostation Lubyanka gelegen) – an. Das prachtvolle Gebäude mit riesigem Atrium und Glaskuppel ist erst seit kurzem nach jahrelangen Umbauarbeiten wieder geöffnet und besitzt nun im 7. Stock eine Dachterrasse, von der aus man einen grandiosen Blick über die Dächer von Moskau – Basiliuskathedrale, Kreml, Christ-Erlöser-Kirche und einige der ‘7 Schwestern’ (oder Stalin-Hochhäuser) – genießen kann. Besonders in der Abendsonne kann man hier toll fotografieren.
Moskau zu erkunden ist Schwerstarbeit für Beine und Füße. Auch wenn das Metrosystem äußerst effizient und toll getaktet ist – man muss doch von jeder Metrostation aus bis zu den Sehenswürdigkeiten immer noch ein ganzes Stück zu Fuß zurücklegen. Das WDNH-Areal ist zum Beispiel weitläufiger, als ich gedacht hatte. Und nach einem Abstecher zur nahegelegenen berühmten Riesenskulptur ‘Arbeiter und Kolchosebäuerin’ der Bildhauerin Vera Muchina sowie dem Besuch des Kosmonautenmuseums schmerzten die Füße so sehr, dass ich direkt hinter dem Haupteingang des WDNH-Areals erstmal eine Café-Bar ansteuerte um zu einem kühlen Kwass die Beine hochzulegen. Dort fiel mir zum Glück eine Verleihstation der russischen Sport- und Lifestyle-Modemarke ‘Bosco’ für nichtmotorisierte Fahrgeräte jeglicher Art (Fahrräder, Inline-Skates, Skateboards etc.) ins Auge. Man kann dort nach Hinterlegen eines Pfands – etwa 2000 Rubel – und nach Registrierung der Personendaten (via Reisepass oder Personalausweis) – für etwa 150 Rubel die Stunde und geringem Aufpreis für längere Fahrtzeiten) z.B. Fahrräder leihen – so macht das Erkunden des riesigen Areals richtig Spaß und schont die Beine 😉
Auch der Besuch eines typisch russischen Bauernmarktes ist ein Erlebnis für alle Sinne. Ich habe mich für den Danilovsky Rynok im Süden Moskaus (Metrostation Tulskaja) entschieden. Er befindet sich in einer von außen wenig schmuckvollen überkuppelten, zeltförmigen Betonhalle, ist aber von innen umso faszinierender. In ringförmiger Anordnung von außen nach innen befinden sich dort Stände mit zentralasiatischen/kaukasischen Spezialitäten (Trockenfrüchte, Gewürze, Keramik), gefolgt von russischen Obst- und Gemüseständen und im Zentrum des Geschehens riesige Fisch- und Fleischstände. Fast an jedem Stand wurden mir verschiedene Köstlichkeiten (Datteln, Feigen, mindestens 5 verschiedene saure Gurkensorten) zum Probieren gereicht – im Gegenzug war die Neugierde grenzenlos: auf Fragen zur Herkunft, Familienstand, Beruf und v.a.: wie einem Moskau bzw. Russland gefällt sollte man sich einstellen 😉
Übrigens – der Fischstand hatte es mir besonders angetan: Hier befanden sich hinter dem Tresen große Aquarien mit riesigen Karpfen oder Krabben aus Kamtschatka. Die Verkäufer im Seemannslook stiegen je nach Bestellung zu einem der Aquarien hinauf, fischten mit einem Kescher allerlei Getier aus dem Wasser und bereiteten das Ganze unter den kritischen Blicken der Kundschaft fachmännisch zu (ein echtes Spektakel!).
Am äußeren Rand der Markthalle befinden sich übrigens einige Essensstände (Pelmeni, Pasta etc.) in rustikalischem Schick (Holzbänke, schwarze Schiefertafeln auf denen in weißer Kreide die Gerichte angeschrieben sind), die zum Essen und Verweilen einladen“
Einige schöne Impressionen: